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Ursprünge des Jungfernkopfs

Die Ursprünge des Jungfernkopfs liegen im Mittelalter. Im Jahr 1348 erhielt das Nonnenstift Ahnaberg in Kassel Ländereien geschenkt, die „an dem ostirberge“ (Osterberg) lagen. Die Stiftsdamen hießen im Volksmund auch: Jungfrauen oder Jungfern. Dieser Name taucht wieder auf, nachdem das Stiftsvermögen im Zuge der Reformation an die Hessischen Landgrafen gekommen war. Denn in einer Gemarkungskarte von 1686 ist eine „Herrschaftliche Jungfrau Wiese“ genannt, die heutige Jungfernwiese.

 

Entstehung des Wäldchens

Wäldchen: Blick nach Nordosten
Wäldchen: Blick nach Nordosten

Im 19. Jahrhundert weicht die Grundherrschaft neuen Rechten an Grund und Boden. Nach altem Recht konnte in der Stadt Kassel gehaltenes Vieh über den zu Harleshausen gehörenden Osterberg in den Habichtswald getrieben werden. Diese Berechtigung entfiel im Zuge der Neugestaltung der Agrarverfassung um 1895. Für diesen Verlust entschädigte Harleshausen die Stadt Kassel mit ehemaligem Huteland oberhalb der Jungfernwiese. Dort legte Kassel ein Kiefernwäldchen an.

 

Grundstücksspekulationen und Wegmann

Teilstück der Wegmann-Mauer im Kiefernweg
Teilstück der Wegmann-Mauer im Kiefernweg

1866: Das Kurfürstentum Hessen wird von Preußen annektiert. Die Wirtschaft expandiert und braucht Raum für Industrieansiedlungen und Wohnungen. Das führt zu Eingemeindungen und zum großflächigen Kauf von Garten- und Ackerland durch private Investoren. Im Gebiet des heutigen Stadtteils Jungfernkopf kauft der Industrielle Peter Wegmann aus Rothenditmold 56 ha Ackerland und pflanzt hier zunächst 10.000 Obstbäume.

 

Die Friedrich-Wilhelms-Nordbahn

Bahnwärterhäuschen zwischen den beiden Schranken, erbaut 1928 (Foto: 1950er Jahre)
Bahnwärterhäuschen zwischen den beiden Schranken, erbaut 1928 (Foto: 1950er Jahre)

Ältestes Bauwerk im Stadtteil ist die 1848 eröffnete Friedrich-Wilhelms-Nordbahn, die ziemlich genau auf der damaligen Grenze zwischen Harleshausen und Kassel liegt. Abgesehen von der Schließung des Überweges im Zuge der Steffensbreite blieb sie weitgehend unverändert, bis 2008 die Haltestelle der RegioTram eingeweiht wurde. Die Bahnbeamten, die in den damals drei Bahnwärterhäusern wohnten, waren die ersten Bewohner unseres Stadtteils.

Ständegesellschaft und Grundherrschaft

Vor dem 19. Jahrhundert ist die Gesellschaft ständisch gegliedert (Adel, Prälaten, Städte). Die Stände, an ihrer Spitze der Landesherr, üben die Oberherrschaft über den Grund und Boden aus (Grundherrschaft). Die Grundherren überlassen ihr Land ganz überwiegend an selbständig wirtschaftende Bauern, die dafür viele unterschiedliche Abgaben zahlen.

 

 

Ablösung der Grundlasten und Verkoppelung

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts ruhen auf dem Land, das von abhängigen Bauern bewirtschaftet wird, viele unterschiedliche Rechte und Pflichten (Grundlasten). In einem langen Prozess der Umstrukturierung werden die Grundlasten entgeltlich abgelöst und die oft kleinteiligen und zerstreuten Landwirtschaftsflächen zusammengelegt (Verkoppelung).